— Jugendporträt der späteren Markgräfin Karoline LuiseJohann Christian Fiedler, 1734
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Markgräfliche Familie
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Wohnsitz
Familienarchiv
„Wir sind eine uralte Familie, beheimatet im Südwesten
Deutschlands. Das Land Baden wurde nach uns benannt. Über 1000 Jahre standen wir in
Verantwortung, seit 1112 als Markgrafen von Baden.“
„Wir sind eine uralte Familie, beheimatet im Südwesten
Deutschlands. Das Land Baden wurde nach uns benannt. Über 1000 Jahre standen wir in
Verantwortung, seit 1112 als Markgrafen von Baden: für die Menschen,
für Natur und Kultur, für Wirtschaft und Kunst.“
— Bernhard Markgraf von Baden —
Die Markgrafen und Großherzöge haben das Land politisch,
ökonomisch und kulturell geprägt. Die Verpflichtung für die
Heimat bleibt, auch ohne Regierungsverantwortung. Sie ist uns
genetisch eingepflanzt. Unser Haus war im Verlauf seiner
Geschichte immer wieder gefordert, die Zeichen der Zeit zu
erkennen und Antworten auf die wandelnden Zeitläufte zu
finden. Wir wollten gestalten, nicht getrieben werden. In
dieser Haltung gehen wir in die Zukunft: die Zeichen der Zeit erkennen
und den Wandel mitgestalten. Für die Wohlfahrt und den
Fortbestand unserer Heimat und unseres Hauses. Der
jeweilige Markgraf ist Familienoberhaupt und Chef des
Hauses Baden. Nach der in den Statuten des Hauses geregelten
Primogenitur wird der erstgeborene Sohn Nachfolger
und Markgraf.
2.
Was wir
machen
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Markgräflich Badische Verwaltung
Ehrenamtliches Engagement
„Wir sind Unternehmer. Wir machen Landwirtschaft, Wein, Forst
und Kultur. Dabei unterstützen uns nicht nur kompetente
Mitarbeiter, sondern auch viele Partner.“
„Wir sind Unternehmer. Wir machen Landwirtschaft, Wein, Forst
und Kultur. Dabei unterstützen uns nicht nur kompetente
Mitarbeiter, sondern auch viele Partner.“
— Bernhard Markgraf von Baden —
— Michael Prinz von Baden —
Wir wollen Verantwortung übernehmen: Für die Region, in der
wir leben und arbeiten. Für die Menschen, mit denen wir leben und arbeiten.
Für die Natur, die für alles den Grund bildet. Unser Ziel: Ökonomie,
Ökologie und Kultur in Einklang zu bringen. In der Landwirtschaft
arbeiten wir deshalb regenerativ. Im Weinbau
naturnah und zunehmend biologisch. Im Forst nachhaltig und
rekultivierend. Kultur und Geschichte sind Teil unserer
DNS.
Bernhard Markgraf von Baden ist Inhaber des
Familienunternehmens.
Michael Prinz von Baden ist Generalbevollmächtigter und
leitet die Markgräflich Badische Verwaltung.
3.
Was bisher
geschah
— Großherzog Friedrich I. auf der MainauHans Thoma, 1902
— Prinzessin Karoline Luise von Hessen-DarmstadtJean-Étienne Liotard, 1745
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„Tauchen Sie in die Geschichte des Hauses Baden ein. Wo liegen seine
Ursprünge? Wer war der Selige Bernhard und wie kam der
Türkenlouis zu seinem Spitznamen?“
„Tauchen Sie in die Geschichte des Hauses Baden ein. Wo liegen seine
Ursprünge? Wer war der Selige Bernhard und wie kam der
Türkenlouis zu seinem Spitznamen? Wie kam es zur Teilung der
Markgrafschaft und wer hat Baden zum ersten Musterländle
gemacht?“
— Bernhard Markgraf von Baden —
All diese und noch vielmehr Fragen zur Geschichte des Hauses Baden
werden hier beantwortet. Klicken Sie sich in die Epochen und
lassen sich überraschen.
Quellenangaben
4.
Kontakt
Wenn Sie mit dem Haus Baden in Verbindung treten möchten, wenden Sie sich bitte an
Ein Ursprung, zwei Linien: zu den Wurzeln der Markgrafen
von Baden
Die Markgrafen im Mittelalter: Aufstieg und Staufernähe
Renaissance, Reformation und die Teilung der Markgrafschaft
Barocke Markgrafen: Pracht, Tüchtigkeit und Tatendrang
Ein aufgeklärter Fürst und die „Vielwisserin aus Baden“
Die Modernisierung Badens oder: Wie entsteht ein Musterland?
Disruption: das Haus Baden und die Katastrophen des 20. Jahrhunderts
Gestern und Heute: Das Haus Baden auf seinem Weg in die Zukunft
Nach Oben
724
Ursprünge
des Hauses
Baden- Zähringen
Wenn wir den Stammbaum der Familie
hinunterklettern und nach der ältesten
gesicherten Wurzel suchen, treffen wir auf
Berthold I. (mit dem Bart) Herzog von Kärnten, dem Vater
Hermanns I., Ahnherr der Markgrafen von Baden. Wir
befinden uns im 11. Jahrhundert, denn wir kennen sein
Todesjahr: 1078. Über diesen Berthold kommen wir mit den
Wurzeln unserer Familie bis ins erste Jahrtausend
zurück. Denn auch Bertholds Vater, Bezelin (Berthold) von
Villingen, ist historisch überliefert.
— Historia Zaringo-BadensisJohan Daniel Schoepflin, 1763
Bezelin von Villingen ist sehr wahrscheinlich mit
Berthold Graf im Thurgau, Breisgau und in der Ortenau
identisch, einem der bedeutendsten Grafen im
Herzogtum Schwaben, der zu den unentbehrlichen
Beratern des jungen Kaisers Otto III. gehörte und als
Belohnung für seine Dienste im Jahr 999 das Marktrecht für
Villingen gewann. Interessant ist nun, dass wir in
dieser frühen Zeit eine auffällige Häufung des
Namens Berthold im Zentrum des Herzogtums Schwaben
feststellen können. Die heutige Landschaft Baar im
Schwarzwald trug schon im 9. Jahrhundert den Namen
Bertholdsbaar, offensichtlich nach den hier
herrschenden Ahnen des Bezelin von Villingen.
Man muss wissen, dass sich im Mittelalter noch keine
Nachnamen entwickelt haben, mithin war für
mittelalterliche Familien der
jeweilige Leitname als
Erkennungsmerkmal von größter Bedeutung.
Treffen wir also in dieser Frühzeit auf einen Berthold in einer
führenden Familie, ist es sehr wahrscheinlich, dass es
sich um einen Vorfahren der Häuser Baden und Zähringen
handelt. Als Karl Martell im Jahr 724 dem späteren
Heiligen Pirmin und den Benediktinern die Insel
Reichenau im Bodensee überließ, formulierte er
ein heute noch erhaltenes Empfehlungsschreiben
unter anderem an einen Grafen Berthold.
Ab dieser Zeit findet man den Namen Berthold in
ununterbrochener Folge im 8. und 9. Jahrhundert
bis hin zu Bezelin und weiter zu Berthold mit dem Bart. Für die
mittelalterliche Ahnenreihe der Häuser
Baden und Zähringen lässt sich - bei aller Unsicherheit im
Detail - festhalten, dass wir es mit ihr wohl um die
führende, eine durchlaufende Kontinuität
aufweisende Familie des alemannisch-schwäbischen
Raumes handelt. Mit dem Tod Bertholds I. begründeten
seine Söhne zwei Häuser: Hermann I. das Haus der späteren
Markgrafen von Baden und Berthold II. das Haus der Herzöge
von Zähringen.
— Burg Zähringen
Nord- und Südseite, aus: Johan Daniel Schoepflin, Historia Zaringo-Badensis
(1763)
— Herrschaftsentwicklung
der Zähringer und der Markgrafen von Baden im 11.-13. Jh., aus: H. Schwarzmaier
u. a. (Hrsg), Geschichte Badens in Bildern 1100-1918 (1993) 23
— Zähringer Burgberg
von Südosten, aus: H. Schwarzmaier u. a. (Hrsg), Geschichte Badens in Bildern
1100-1918 (1993) 40
— Landschaft
um die Zähringer Burg, aus: Daniel Schoepflin, Historia Zaringo-Badensis (1763)
Während die Zähringer 1218 ausstarben, bestehen die
Markgrafen von Baden bis heute fort. Mit der Entstehung des
Großherzogtums im Jahr 1806 kam es zur historisch-familiären
Rückbesinnung auf die Zähringer. Der „Herzog von
Zähringen“ wurde Bestandteil der
großherzoglichen Titulatur, er ist bis heute
Namensbestandteil aller Mitglieder des Hauses
Baden. Bis zum heutigen Tag hat sich somit ein
geschichtlicher Kreislauf geschlossen, denn das Haus
Baden hat seit dem Thronverzicht nach dem Ersten Weltkrieg
seinen familiären Mittelpunkt wieder im
Zentrum des alten Herzogtums Schwaben, auf Schloss Salem am
Bodensee, gefunden.
— Historia Zaringo-BadensisJohan Daniel Schoepflin, 1763
— Rotulus Sanpetrinus
Urkundensammlung aus Kloster St. Peter mit den ältesten Urkunden der Zähringer
und der Markgrafen von Baden bezüglich St. Peter
Hermann I.
Markgraf von Verona
Hermann I. ist Ahnherr, Stammvater und einer der beiden
„Familienheiligen“ der Markgrafen und
späteren Großherzöge von Baden. Seinem Vater
Berthold mit dem Bart war im Jahr 1061 das Herzogtum Kärnten mit
der Mark Verona übertragen worden. So erhielt
Hermann I. den Titel eines Markgrafen von Verona.
Seitdem ist der Titel in der Familie erblich. Und seitdem
stehen die Markgrafen wiederholt in Beziehung zu
Italien, häufig in königlicher und
kaiserlicher Nähe unterwegs, um politisch oder
militärisch entweder für die Familie oder für
Kaiser und König zu wirken, was sich freilich selten scharf
trennen lässt.
— Markgraf Hermann I. von Verona
aus: August Lafontaine, Tabellarische Geschichte der durchlauchtigsten Badischen
Fürsten, 1838
H
— Georg Dehio/Gustav von Bezold: Kirchliche Baukunst des Abendlandes. Stuttgart: Verlag der Cotta'schen Buchhandlung 1887-1901, Tafel 212.“
Wir kennen auch die Mutter Hermanns I.: Richwahra von
Babenberg-Schwaben, Enkelin der Kaiserin Gisela, mit
der er zusammen in Kloster Hirsau bestattet wurde und
die eine frühe Verbindung der führenden Familien
im deutschen Südwesten bezeugt. Aus der Familie der
Richwahra stammt der Leitname Hermann. Die
vermutlich aus der Familie der Welfen stammende
Gemahlin Hermanns I., Judith, brachte wohl Besitz im
nördlichen Schwarzwald in die Ehe, ein
landschaftlicher Zugewinn, der letztlich den Kern der
späteren Markgrafschaft Baden bildete.
Im Jahr 1073 verließ Hermann I., noch keine 35 Jahre alt, Herrschaft
und Familie, um - tief religiös und beeindruckt
von der größten und angesehensten Abtei des
Abendlandes - in das Reformkloster Cluny
einzutreten. Eine ganze Reihe hoher Adliger ging
diesen Mönchsweg in einer gerade beginnenden
Epoche der religiösen Reformen, der
Rückbesinnung auf die reine christliche Lehre und der
Klostergründungen. Die Quellen erzählen in
Heiligenmanier von den besonderen
Gnadengaben des Markgrafen. Wir wüssten viel mehr über
Hermann I., wenn uns eine nach seinem Tod von seinem
Mitbruder Ulrich von Zell verfasste Vita erhalten
geblieben wäre. Seine Witwe Judith unterstützte im
gleichen religiösen Geist die Errichtung von
Kloster Hirsau mit beträchtlichen Mitteln.
Schließlich begab sich Judith zu Papst Urban II., vormals Mönch und
Prior in Cluny, in dessen Nähe sie 1091 zu Salerno starb. Urban II.
sollte wenig später im Jahr 1095 zum Ersten Kreuzzug
aufrufen.
— Ansicht von Villingen-SchwenningenGedruckt bei M. Merian im Jahre 1643 in Frankfurt
1112
Die ersten
Markgrafen
von Baden:
Hermann II.,
Hermann III.
& Hermann IV.
Das 12. Jahrhundert erwies sich als höchst dynamische
Zeit, insbesondere auch für die Zähringer und
Badener, die nun mit den Staufern und Welfen
fürstlichen Rang erhielten. Jetzt bestand
Verwandtschaft und Nähe zum Königshaus, eine
Grundvoraussetzung für politischen Erfolg
und territorialen Zugewinn.
— Urkunde mit Ersterwähnung eines „Markgrafen von Baden“
27. April 1112 (StA Bamberg 154 a), aus Albrecht Liess (Hrsg.), Aus 1200 Jahren.
(1986) Abb. 25
Der deutsche Südwesten, die Landschaft Schwaben
veränderte rasch ihr Erscheinungsbild: Es
entstanden Burgen, Städte, wilde Natur wurde urbar gemacht,
bislang unbesiedelte Täler und Höhen des Schwarzwald
wurden, insbesondere durch die dortigen
Klöster, gerodet und damit für Forst- und Landwirtschaft
erschlossen. Damit waren die Voraussetzungen für neue
Verkehrswege geschaffen. Schwaben wurde jetzt nicht
mehr am Rand der Hauptachsen links liegen gelassen,
sondern entwickelte sich zum wichtigen
Transitland nach Osten und Süden, kontrolliert von
Zähringern und Welfen. Von hier steigen die Staufer zum
Königshaus auf. Vor diesem Hintergrund kommt es zum
Aufstieg der Markgrafen von Baden. In einer Urkunde
Kaiser Heinrichs V. aus dem Jahr 1112 zeichnet Hermann II.
erstmals als „marchio de Baduon“, als „Markgraf Hermann von
Baden“! Ein klarer Hinweis darauf, dass die bereits
bestehende Burg Hohenbaden oberhalb der
heutigen Stadt Baden-Baden von den Markgrafen als
familiäres Zentrum angesehen wurde. Hermann
II. hatte seine Prioritäten in den nördlichen
Schwarzwald verlagert, während die Zähringer ihr
politisches Kraftfeld im Süden der historischen
Region Schwaben, etwa der heutigen Schweiz, weiter
stärkten. Als der letzte Salierkönig, Heinrich
V., sich anschickte, verlorene
Machtstellungen in Deutschland und in Italien
wieder in seine Hand zu bekommen, war Markgraf Hermann II.
als enger Vertrauter und politischer Berater an
der Seite des Kaisers.
— Urkunde vom 12. Juli 1153König Friedrich Barbarossa überträgt den Hof Besigheim
an Hermann III.
Wohl schon betagt ist Hermann II. ein letztes Mal auf einer in
Speyer ausgestellten königlichen
Urkunde im Jahr 1122 bezeugt, sein genaues
Todesdatum kennen wir nicht. Hermann II. gründete
gemeinsam mit seiner Frau Judith von Backnang das
Augustiner-Chorherrenstift in Backnang als Grablege und
Memoria seiner Familie. Er wurde hier beigesetzt, auf
seiner Grabplatte ist in lateinischer Sprache
Folgendes zu lesen:
„In dieser Tumba liegt Markgraf Hermann von Baden, der der
Gründer dieses Klosters und Tempels war. Er starb im Jahre
tausend vermehrt um hundert und dreimal zehn vom Kinde an, das
die fromme Jungfrau gebar. Als er mit der Nachkommenschaft
hierher übertragen wurde, waren fünfzehnhundert Jahre
verflossen, dazu zehn samt dreien.“
In Speyer wurden im Jahr 1122 wohl auch die
Rechtsverhältnisse zwischen den Badenern und
ihren Zähringer Vettern besprochen. Es ist die Zeit einer
von den Zähringern eingeleiteten
Initiative, die in ihren Konsequenzen für die
deutschen Lande kaum voraussehbar war: nämlich die
Begründung eines neuen Städtewesens
(Zähringerstädte), eines neuen
Verwaltungsapparats, neuer
Wirtschaftsstrukturen und Verkehrswege. Diese
Zähringer-Dynamik steckte die Badener nicht sofort an,
entsprechende Ansätze lassen sich erst unter
Markgraf Hermann III. erkennen. Nachdem der Staufer
Konrad III. die Königswürde gewann, ist Markgraf
Hermann III. in allen königlichen
Unternehmungen als treuer Begleiter bezeugt:
Gegen die Welfen, beim fatalen Kreuzzug, der von Bernhard
von Clairveaux aufgerufen sein
katastrophales Ende in Kleinasien fand und bei dem
Hermann III. zum Gefährten Friedrich Barbarossas
wurde, des späteren Stauferkönigs. Diese
Königsnähe resultierte vielleicht auch
dadurch, dass die Gemahlin Hermanns III., Bertha, eine
Tochter des Stauferkaisers Konrads III. gewesen
ist.
Wie immer auf fürstlicher Ebene lassen sich Familie und
Politik kaum trennen. Die enge Verbindung mit
Friedrich Barbarossa war wohl die Voraussetzung
für einen bedeutenden Gewinn Hermanns III., nämlich
die Übertragung des verkehrsstrategisch so
wichtig gelegenen Hofs Besigheim an die
Markgrafen von Baden. Man wollte sich im Neckarraum, der
politisch und wirtschaftlich immer wichtiger wurde,
festsetzen. In dieser Epoche
aristokratischer Konkurrenz mit den Grafen von
Vaihingen, den aufstrebenden Württembergern
oder den Grafen von Eberstein war jedenfalls die
Königsnähe von wesentlicher Bedeutung, um
die eigene Herrschaft zu behaupten oder
auszubauen. So begleiteten die Markgrafen ab
der Mitte des 12. Jahrhundert den Stauferkönig auf
vielen Unternehmungen in Deutschland,
besonders aber auch nach Italien - Friedrich
Barbarossa zog insgesamt sechsmal nach
Italien, Hermann III. enger Begleiter bei der
Kaiserkrönung Barbarossas in Rom -, wo ihre
Präsenz von besonderem Wert war. Denn es war Hermann III.,
den den alten Titel „Markgraf von Verona“, von dem sich ja der
Markgrafen-Tiel ableitet, wieder aufgreift, vor allem wenn es
um italienische Angelegenheiten ging. Für
die Staufer galten die badischen Markgrafen als
Italien-Experten, wohl vor allem auf diplomatischer Ebene und
in juristischen Fragen, vielleicht beherrschten
sie auch die heimische Sprache.
— Vorderansicht
Baden-Baden, Burg Hohenbaden, Johan Daniel Schoepflin, Historia
Zaringo-Badensis, 1763
— Südansicht
Baden-Baden, Burg Hohenbaden, Johan Daniel Schoepflin, Historia
Zaringo-Badensis, 1763
Jedenfalls zeichnen die Markgrafen vor einem
italienischen Publikum als Markgrafen von
Verona („Armannus Teutonicus“) und in
deutschen Angelegenheiten als Markgrafen von
Baden. Welche Anregungen die Markgrafen aus dem in
vielerlei Hinsicht fortschrittlicheren
Italien für die eigene Herrschaft mitnahmen,
lässt sich nur vermuten. Hermann III. ist wohl spätestens
1160 gestorben, das genaue Todesdatum ist nicht
gesichert überliefert. Sein Grab befindet sich wie die
Grablegen seiner Eltern in der Stiftskirche
Backnang, wo auch seine Gattin Bertha ruht. Hermann IV.
verfolgte jedenfalls die gleichen
politischen Zielsetzungen wie sein Vater, so dass in
ungenau datierten Nachrichten und Urkunden
oftmals nicht klar ist, ob Vater oder Sohn gemeint sind.
Bemerkenswerterweise befindet sich
Markgraf Hermann IV. sogar im Tod in enger Nähe des
Stauferkönigs sowohl zeitlich als auch räumlich. Auf
dem Kreuzzug von 1189/90 fand Hermann IV. als Begleiter des
jungen Kaisersohns Friedrich Herzog von Schwaben nur
wenige nach dem Tod Barbarossas sein Ende. Hermann
starb wohl in Antiochia wie viele der deutschen Ritter als
prominentestes Opfer an der Pest und wurde auch dort
begraben.
— Bildnis Hermann V. Markgraf von Baden Lithografie um 1820
Hermann V.
Markgraf von Baden
Mit Hermann V. schlagen wir eine ganz neue Seite in der
Geschichte der Markgrafen von Baden auf. Die Welt war eine
andere geworden. Zunächst unter Friedrich
Barbarossa, dann unter dem neuen Stauferkaiser
Heinrich VI. erschlossen sich auch die deutschen Lande Wege
durch das Mittelmeer und in den Orient, wo die heiligen
Stätten der Christenheit lagen. Es ist die Zeit der
aufkommenden italienischen
Seerepubliken, Wirtschaft und Politik
verbanden sich immer stärker, wer etwas gelten wollte,
musste mitspielen. Für die Staufer fügte es sich, dass sich ihr
Machtzentrum in das von der Kaiserin Konstanze
ererbte sizilische Reich verschob. Markgraf
Hermann IV. hatte drei Söhne, von denen Hermann V. als „großer
Markgraf“ eine weit über die Grenzen seines Landes
reichende politische Wirkung
entfaltete. Auch Hermann V. war engstens mit den
Staufern verbunden.
— Fürstenkapelle Kloster Lichtenthal Zustand nach 1830
Im Jahr 1197 zum ersten Mal in Messina im staufischen
Königreich Sizilien am Hof Kaiser Heinrichs VI.
bezeugt, stand er im Streit um den deutschen Thron zunächst an der
Seite König Philipps von Schwaben, ab 1212 dann auf Seiten
Kaiser Friedrichs II., des berühmten stupor mundi. Bei der
Verleihung der rheinischen Pfalzgrafschaft 1213/14
konnte sich Hermann nicht durchsetzen – diese erhielt der
bayerische Herzog Ludwig I. von Wittelsbach –, doch
bekam der Markgraf vom König als Kompensation die
Kontrolle über die Stauferstädte Ettlingen,
Durlach, Lauffen, Sinsheim und Eppingen. Ein Zuschlag,
der in seiner Bedeutung für die Entwicklung Badens
kaum zu überschätzen ist.
Hinzu kam außerdem der Stauferort Pforzheim, mithin
regierte Hermann nun von Baden-Baden bis Backnang über ein fast
geschlossenes Territorium an Oberrhein und
nördlichem Schwarzwald. Als Anhänger Kaiser
Friedrichs II. ist Hermann weiterhin bezeugt. Er zog mit
Kaiser Friedrich II. jahrelang durch das Deutsche Reich und
Italien, nahm zusammen mit seinem Bruder am
Kreuzzug des Kaisers teil und war 1221 sogar in Ägypten
inhaftiert. Hermann stand jedoch gleichzeitig in
Gegnerschaf zum Kaisersohn und deutschen König
Heinrich (VII.), nicht zuletzt wegen der territorialen
Konkurrenz an Neckar und Oberrhein. Schließlich kam es in
den letzten Regierungsjahren Hermanns zu einer
Neugewichtung in der Besitzpolitik: weg vom
Neckarraum hin zu Schwarzwald und Oberrhein. Als Hermann im
Januar 1243 starb, wurde er in der neuen markgräflichen
Grablege im
Zisterzienserinnenkloster
Lichtenthal bei Baden-Baden beerdigt. Das Kloster war eine
Gründung von Hermanns Ehefrau Irmengard, der Tochter
des Welfen-Pfalzgrafen Heinrich IV., und entwickelte sich in
der Folge zum markgräflichen Hauskloster. Hermann V.
selbst war einer der bedeutendsten Reichsfürsten
seiner Zeit. Für das Ritterepos „Die gute Frau“, das die
Geschichte eines fürstlichen Ehepaares zwischen
ritterlicher Kultur und Buße und Askese erzählt,
waren wohl Hermann und Irmengard bzw. der badische Hof das
Vorbild. So waren am Ausgang der Stauferzeit, um die Mitte des
13. Jahrhunderts, die Grundlagen für den weiteren
Ausbau badischer Herrschaft geschaffen.
— Markgraf Hermann I.Klosterkirche St. Peter auf dem Schwarzwald von Joseph Anton Feuchtmayer, 1731
— Das badische Territorium um 1250aus: Hansmartin Schwarzmaier, Baden. Dynastie - Land - Staat, 2005, 81
...dass Stuttgart einmal badisch war?
Mit Pforzheim als Vorbild entstand unter Markgraf Hermann V. die
badische Stadt Stuttgart am äußeren, südöstlichen
Rand des badischen Territoriums. Der Ort war als Gestüt
schwäbisches Herzogsgut gewesen, das wahrscheinlich
schon früh in den Besitz Markgraf Hermanns I. gelangte.
Vermutlich gründete Markgraf Hermann V. nach dem Übergang
Pforzheims von den Staufern (vor 1227) die Stadt. Die
Namensgleichheit der ältesten Pforzheimer und
Stuttgarter Bürgerfamilien lässt dabei
erkennen, dass Pforzheimer an der Entstehung der Stadt
Stuttgart maßgeblich beteiligt waren. Zudem bestand noch im
14. Jahrhundert eine Verordnung, dass die Pferde aus dem
Stuttgarter Gestüt in Pforzheim verkauft werden mussten.
Im Jahr 1243 wurde der strategisch wenig bedeutsame
Außenposten württembergisch; er gehörte zum
Erbteil Mechthilds, der Tochter Hermanns V. und Ehefrau des
Grafen Ulrich I. von Württemberg.
Friedrich Herzog von
Österreich. Markgraf
von Baden
in Italien: Markgraf von Verona
Friedrich, im Jahr 1249 geboren, war der Sohn von Hermann VI.
und Gertrud von Babenberg. Hermann VI. erhob nach dem
Aussterben der Babenberger im Mannesstamm
Anspruch auf das Herzogtum Österreich, ein freilich
nicht durchsetzbares Ziel, zumal Hermann VI. im Alter von 25
verstarb. Mit 17 Jahren, inzwischen in Bayern, wurde
Friedrich zum engsten Freund Konradins von
Hohenstaufen. Im Jahr 1267 begleitete er
Konradin auf seinem Heerzug nach Italien, wo der junge
Staufer sein Erbe zurückerobern wollte.
Friedrich und Konradin, der sich als König von
Jerusalem und Sizilien sah, zogen mit einem nur
kleinen Heer gegen Karl von Anjou, den Bruder Ludwigs IX. von
Frankreich, der vom Papst als König von Sizilien
anerkannt und unterstützt wurde. Am 24. Juli 1268 zogen
Konradin und Friedrich unter großer Begeisterung
in Rom ein. Nach dem Abzug aus Rom kam es Ende August desselben
Jahres in den Abruzzen zur berühmten Schlacht bei
Tagliacozzo.
Dort wurde das staufische Heer besiegt, Konradin und
Friedrich gelang freilich die Flucht. Im Nachgang wurden
aber beide mit ihren Gefolgsleuten verraten und an Karl von
Anjou ausgeliefert, der beide - gerade einmal 16
(Konradin) und 18 (Friedrich) Jahre alt - mit ihren Männern
unter kaum haltbaren Anschuldigungen zum Tode
verurteilen und am 29. Oktober 1268 auf der Piazza
Mercato in Neapel enthaupten ließ; ihre Leichname
wurden in ungeweihter Erde geradezu
verscharrt. Später kamen die Gebeine der Freunde in die der
Richtstätte benachbarte Kirche Santa Maria del
Carmine. Dort ruhen sie noch heute, bewacht von einer von Bertel
Thorvaldsen konzipierten Statue Konradins.
Ein Besuch der Grabkirche in Neapel gehörte zum
Pflichtprogramm im Verlauf einer Italienreise der
großherzoglichen Familie, eine
Tradition, die in der markgräflichen Familie
noch heute gepflegt wird. Im Jahr 2018 wurde am 750. Todestag im
Rahmen einer feierlichen Messe in S. Maria del Carmine
und eines wissenschaftlichen Kolloquiums an der
Universität Neapel an das traurige Schicksal der
beiden Freunde erinnert. Zeitgenössische
Quellen rühmen Friedrich und sein königliches Wesen,
seine nicht zu erschütternde Freundestreue
(fidelitas!) und beklagen die Nichteinlösung
der großen Hoffnungen, die man in ihn gesetzt hat. Nach dem Tod
Friedrichs wurden jedenfalls die
österreichischen Ansprüche in der
Markgrafschaft Baden nicht mehr weiter verfolgt.
— Konradin von Hohenstaufen und Friedrich von Baden-Österreichbei der Falkenjagd, Codex Manesse
— Konradin von Schwaben und Friedrich von Österreich vernehmen beim Schachspiel ihr
Todesurteil J.H.W. Tischbein (1783), Original im Bestand des Schlossmuseums Gotha
1428
Bernhard II.
Markgraf von Baden
– der Selige!
Der selige Bernhard ist in ganz Baden hochverehrt. Wie für
die markgräfliche Familie gilt er auch heute noch für viele
Badener als Schutzpatron ihres Landes. In Baden-Baden, dem
Geburtsort des Seligen Bernhards, in Mannheim und
Karlsruhe tragen die dortigen Kirchen den Namen
„St.Bernhard“ - ungeachtet des 2019 abschlägig
beschiedenen Heiligsprechung-Prozesses. Die ihm
zugesprochenen Charakterzüge, eine tief
empfundene Religiosität, sein
Sicheinsetzen für die Armen und Notleidenden, sein
Engagement für Frieden und Diplomatie gelten
heute noch als vorbildhaft, ja verehrungswürdig. Im
Jahr 1428 oder 1429 geboren, wurde Bernhard
standesgemäß am französischen Königshof der
Anjou erzogen.
B
— Seliger Bernhard von BadenAndachtsbild Santa Maria della Scale, Moncalieri/Piemont vor 1478
— Wappen auf Rückseite der Votivtafel des Seligen Bernhards von BadenOberrhein, 1480-1484
— Santa Maria della Scalain Moncalieri/Piemont, Begräbnisort des Seligen Bernhard
Schon in jungen Jahren konnte er wichtige
politische und militärische
Erfahrungen sammeln, was ihn dazu befähigte, nach
dem Tod des Vaters, Markgraf Jakob I., gemeinsam mit seinem
älteren Bruder Karl die Regierungsaufgaben
zu übernehmen. Doch schon bald kam er nach Wien an den
kaiserlichen Hof Friedrichs III., um dort als Berater
des Kaisers und zugleich für die Interessen des
markgräflichen Hauses zu wirken. Wieder sehen wir die
für die Markgrafen so charakteristische Nähe zu
König und Kaiser. Politisch und diplomatisch
glänzend begabt, verstarb Bernhard viel zu früh am 15. Juli 1458
auf einer Italienreise in Moncalieri bei Turin
vermutlich an der Pest. Schon kurz nach seinem Tod setzte die
bis heute anhaltende heiligmäßige
Verehrung Bernhards ein. Bereits im Verlauf seiner
Trauermesse soll Bernhard eine erste
Krankenheilung bewirkt haben, mithin kein Wunder, dass
die Grabstätte des Markgrafen in Moncalieri in
der Folge zur vielbesuchten Wallfahrtsstätten wurde.
Die tatsächlich durch fast 600 Jahre strahlende Leuchtkraft
des Seligen Bernhards ist Grundlage für die heute noch
lebendige Verehrung. Nicht nur in Baden, sondern auch
und speziell in Italien. Im Piemont, in seinem
Sterbeort Moncalieri, steht der Selige
Bernhard als Beato Bernardo in höchsten Ehren.
Der Selige Bernhard ist Schutzpatron der Stadt und jedes
Jahr wird dort die mehrtägige Festa del Beato Bernardo
gefeiert. Bereits 1458/1459 hob der neugewählte Papst
Pius II. gegenüber einer Gesandtschaft der Neffen
Bernhards, des Erzbischofs Johann von Trier und Georgs, dem
späteren Bischof von Metz, hervor, dass Markgraf
Bernhard im Ruf der Heiligkeit verstorben sei. Als
‚Familienheiliger‘ wurde Bernhard im Jahr 1769
auf Betreiben von Markgraf August Georg von Baden-Baden
offiziell seliggesprochen.
— Blick auf Moncalieri/Piemont
— Älteste Bernhard-Statue1490, Fürstenkapelle Kloster Lichtenthal, Baden-Baden
— Einband der Bernhards-Biographie von Ringholz„Der selige Markgraf von Baden“
— Votivtafel Seliger Bernhard von BadenOberrhein 1480-1484
...dass das Haus Baden einen Talisman hat?
Die heute für die markgräfliche Familie stärkste
Verbindung zum Seligen Bernhard ist die berühmte, kurz
nach 1480 entstandene Votivtafel mit dem Bild des
Seligen Bernhards als miles christianus, als christlicher
Ritter. Die Votivtafel ist das älteste, durchgängig
im Besitz des Hauses Baden befindliche Bild. Die Tafel ist seit
1480 geradezu ein Mitglied der Familie, ja das
älteste Familienmitglied überhaupt. Die Tafel hat
alle Zeitläufte überstanden: die Reformation, die
Trennung des Hauses in zwei Konfessionslinien und
zahlreiche andere historisch bedingte
Verlustereignisse. Die Votivtafel ist aber nicht nur
kostbarster emotionaler Besitz, sondern zugleich
stärkstes Symbol für die Einheit des Hauses Baden. Sie ist stets mit der
Familie mit- und umgezogen, sie ist also nicht nur
Familienmitglied, sondern geradezu
persönlicher Talisman des Hauses.
— Christoph Markgraf von Baden und Hochberg1453-1527
Christoph I.
Markgraf von Baden
Markgraf Christoph I., im Jahr 1453 geboren, war enger
Begleiter der Habsburger. Er unterstützte schon
in jungen Jahren Kaiser Friedrich III. gegen Karl den
Kühnen und Burgund (1474/75). Friedrich III. war der Bruder
Katharinas von Österreich, der Mutter Christophs,
und damit der Onkel des Markgrafen. Wenig später begab sich
Christoph mit seinem Vetter Erzherzog
Maximilian nach Flandern, als dieser im Jahr 1477 die
schöne Maria von Burgund, die Erbin Karls des Kühnen, zur
Gemahlin nahm.
— Ansicht Baden-BadenM. Merian. 1643
Im nachfolgenden Krieg gegen Frankreich
unterstützte Christoph Maximilian mit
eigenen Truppen. Nachdem er die Stadt Luxemburg
zurückerobert hatte, verliehen ihm die Habsburger
unter anderem die Statthalterschaft in Luxemburg
und den Orden vom Goldenen Vlies (1491). Sein enges Verhältnis
zum späteren Kaiser Maximilian und zum Haus
Habsburg zeigt sich auch darin, dass Markgraf Christoph den
Kaiser bei seiner zweiten Hochzeit am 30. November
1493 im Mailänder Dom vertrat und anschließend die
kaiserliche Gemahlin Bianca Maria Sforza
nach Innsbruck führte (wo sie freilich wochenlang auf den
Kaiser warten musste). Aufgrund seiner
politischen, administrativen und
ökonomischen Weitsicht schaffte es Christoph, nicht
nur gute Beziehungen zu vielen seiner Nachbarn
aufzubauen, ihm gelangen auch eine ganze Reihe an
territorialen Zugewinnen und eine weit
vorausschauende Wirtschaftspolitik
(Städteprivilegien,
Gewerbeordnungen, Münzprägung,
Weingesetz). Letztlich entwickelte er Baden zum
modernen Territorialstaat. Christoph
machte im Jahr 1479 in Baden-Baden das heutige Neue Schloss zur
Residenz. Nachdem der Markgraf erkrankt war, mußte er 1515
die Regentschaft seinen drei Söhnen übertragen. Im
folgenden Jahr kam er unter ihre Vormundschaft. Christoph
starb 1527 im alten Schloss Hohenbaden. Nach seinem Tod
teilten sich zunächst die Söhne Bernhard, Philipp und Ernst das
Land.
— Markgraf Christoph I.Hans Baldung Grien, Karlsruher Skizzenbuch, 1511/12.
— Markgraf Christoph I. von Baden mit seiner Familie in Anbetung vor der Heiligen Anna Selbdritt, Hans Baldung Grien, 1510
Philipp starb jedoch schon 1533; so dass Christophs Länder in
der "Bernhardinischen" (und katholischen)
Markgrafschaft Baden-Baden in der bis heute
fortbestehenden „Ernestinischen" Linie (und
später protestantischen) Markgrafschaft
Baden-Durlach überdauerten. Das noch heute erhaltene
bedeutendste Kunstdenkmal der Regentschaft
Markgraf Christophs ist die Markgrafentafel von Hans
Baldung Grien. Die Tafel zeigt den Markgrafen Christoph mit neun
Söhnen und seine Gemahlin Ottilie von
Katzenelnbogen mit fünf Töchtern, wobei sich alle der
zwischen Männern und Frauen mittig dargestellten
"Anna Selbdritt" betend zuwenden.
Die Reihung der Söhne bevorzugt gemäß dem 1503
gefertigten Testament des Markgrafen den als
Alleinerben vorgesehenen Philipp, den
sechstgeborenen (unter den weltlichen Söhnen den
zweitgeborenen) Sohn. Allerdings konnte sich
Christoph mit diesem Testament gegen die anderen Söhne
nicht durchsetzen, ganz im Gegenteil: Das Testament
führte zu seiner Entmachtung und zur Teilung des
Landes, die bis 1771 dauerte.
...dass das berühmte Stundenbuch des Duc de Berry ein markgräfliches Pendant hat?
Eine besondere mit Christoph verbundene
Preziose ist das bedeutende, um 1490 in Paris
geschaffene Stundenbuch des Markgrafen, eine
Handschrift, dessen französische Buchmalerei
allerhöchste Qualität präsentiert und in dem der
Auftraggeber selbst in zwei vorzüglichen und
originellen Miniaturen verewigt ist.
— Miniaturen Jüngstes Gerichtaus dem Stundenbuch des Markgrafen Christoph I., Paris, um 1490
— Markgraf Bernhardaus dem Stundenbuch des Markgrafen Christoph I., Paris, um 1490
Nach dem frühen Tod des vorgesehenen
Alleinerbens Philipp, teilte sich im Jahr 1535 die
Geschichte des Hauses Baden und des Landes über
zweieinhalb Jahrhunderte in die Erzählung
zweier Linien und zweier Markgrafschaften auf:
der ‚ernestinischen’ Linie Baden-Pforzheim (später
Baden-Durlach) und der ‚bernhardinischen‘ Linie Baden-Baden,
jeweils benannt nach den überlebenden Söhnen
Markgraf Christophs I.
Für der Fortgang der Geschichte Badens hatte die Teilung
Konsequenzen: nicht nur territorial, sondern
auch politisch und wirtschaftlich, denn tatsächlich
entwickelten sich beide Markgrafschaften
auseinander.
— Markgraf Bernhard III. und sein Bruder Ernst„Concordia“-Medaille Friedrich Hagnauers, 1533
In Zeiten des Humanismus und der Reformation
entstand bald eine auch konfessionelle Trennlinie
zwischen Baden-Durlach und Baden-Baden: So führte im Nachgang des
Augsburger Religionsfriedens von 1555
Markgraf Karl II. in Baden-Durlach die Reformation ein,
während Baden-Baden „altgläubig“ und katholisch blieb.
Eine solche konfessionelle Grenze wirkte sich,
wie zu erwarten, auch politisch aus: Baden-Durlach
arrangierte sich stärker mit dem lutherischen
Württemberg, die Baden-Badener schauten aufmerksam in
Richtung des katholischen Habsburgs und Bayerns.
Allerdings kam Baden-Baden im Verlauf des 16. Jahrhunderts
wirtschaftlich in immer steilere Schieflage, so dass
die Vettern aus Baden-Durlach als Konsequenz im Jahr 1594 das
bernhardinische Gebiet besetzten
(„Oberbadische Okkupation“ 1594-1622).
Im Dreißigjährigen Krieg, der für Baden große
Zerstörungen und furchtbare
Menschenverluste bedeutete, standen die
Markgrafen Georg Friedrich und Friedrich V. von Baden-Durlach
mit großer Überzeugung auf protestantischer bzw.
schwedischer Seite. Diese Entscheidung zahlte sich in den
Verhandlungen des Westfälischen Friedens aus. Man
‚verlor’ zwar die besetzten baden-badischen Gebiete,
weitere größere Gebietsverluste konnten
aber verhindert werden. Schließlich wurde der Zustand von
1535 wiederhergestellt.
Das Land war damit wieder in zwei Markgrafschaften
unterschiedlicher Konfession geteilt,
nachdem Markgraf Wilhelm von Baden-Baden wieder
eingesetzt worden war.
Nur 25 Jahre nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges
wurde in Baden wieder gekämpft und gebrandschatzt, diesmal
mit dem immer expansiver auftretenden Frankreich.
Dieser Konflikt, in dem die Markgrafen Friedrich VI. von
Baden-Durlach und Ludwig Wilhelm von Baden-Baden
(‚Türkenlouis‘) führende militärische
Rollen übernahmen, fand erst 1714 mit dem Rastatter
Frieden sein Ende.
Als es dann im Jahr 1771, nach langen Jahren des Friedens und der
Erholung, zur Wiedervereinigung der beiden
Markgrafschaften kam, war die Feindschaft zwischen
Baden-Baden und Baden-Durlach längst begraben. Die
Konfessionstrennung der beiden
Markgrafschaften war kein unüberwindbares
Hindernis mehr, nicht zuletzt durch die religiöse
Toleranz des späteren ersten Großherzogs Karl
Friedrich von Baden. Dass es schließlich zur
Wiedervereinigung gekommen war, lag nicht
zuletzt an der von beiden Linien getragenen
Überzeugung der Zusammengehörigkeit. Es
waren stets Eigenschaften wie
Kompromissfähigkeit und Aufmerksamkeit für
den Wandel der Zeitläufte erforderlich, um das
Überleben des Hauses Baden zu sichern.
— Markgraf Christoph I. von Baden mit seiner Familie in Anbetung vor der Heiligen Anna
Selbdritt Hans Baldung Grien, 1510
1655
Ludwig Wilhelm,
der „Türkenlouis“,
Markgraf von Baden-Baden
Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden wurde am 8. April 1655 in
Paris geboren. Sein Name verweist zum einen auf seinen
Großvater Markgraf Wilhelm, zum anderen auf
seinen Taufpaten, Ludwig XIV. von Frankreich, den
Sonnenkönig. Eigentlich nicht aus einem
kriegerischen Umfeld stammend, wurde Ludwig
Wilhelm zum berühmtesten Feldherrn des Hauses Baden.
Schon in jungen Jahren trat er in die militärische
Laufbahn ein und sein diesbezüglich
außergewöhnliches Talent ließ ihm im Verlauf
seines Lebens kaum Gelegenheit zum Regieren, er
nahezu ununterbrochen in Waffen und hielt den
Kommandeursstab.
— Markgraf Ludwig Wilhelm (der „Türkenlouis“)
aus August Lafontaine, Tabellarische Geschichte der durchlauchtigsten Badischen
Fürsten, 1838
Der Vater, Erbprinz Ferdinand Maximilian von
Baden-Baden, starb früh, und die Mutter, Luise-Christine von
Savoyen-Carignan, blieb in Paris. Ohne Zweifel keine idealen
Voraussetzungen für ein friedliches Leben. So wurde er
zum berühmtesten Soldaten in Europa, ja zum
Volkshelden. Als General und Feldmarschall stand er in
den bedeutendsten Kriegen, die das Kaiserreich in den
letzten Jahrzehnten des 17. und den ersten Jahrzehnten
des 18. Jahrhunderts zu schlagen hatte (Pfälzerkrieg,
Türkenkriege, Spanischer Erbfolgekrieg).
Sein wichtigstes politisches Vorhaben, die
Markgrafschaft zum Kurfürstentum zu erheben bzw.
die polnische Königskrone zu erhalten, schlug
fehl. Als im Verlauf des Pfälzerkriegs auch die
Landesherrschaft Ludwig Wilhelms durch die
Soldaten Frankreichs in Mitleidenschaft
gezogen worden war, befand sich Ludwig Wilhelm im
Südosten des Kaiserreichs, um als
Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee gegen die
Osmanen zu kämpfen. Zwei Jahre nach der Belagerung
Wiens gelang dem „Türkenlouis“ im Jahr 1691 beim
serbischen Slankamen der entscheidende Sieg über
das Heer der Osmanen. Diese Schlacht war sein bedeutendster
Triumph und begründete seinen Ruf als einer der
größten Feldherrn seiner Epoche. Im Anschluss wurde
Ludwig Wilhelm - unter den Osmanen wegen seines
leuchtend-roten Militärrocks als der „Rote König“ gerühmt - von
Kaiser Leopold I. zum Generalleutnant aller
kaiserlichen Truppen erhoben, ein Titel, der im 17.
Jahrhundert gerade fünfmal zugesprochen
wurde.
— Baden-Baden, Zerstörung von Schloss und Stadt durch französische Truppen, 1689
— Ludwig-Wilhelm von Baden-Baden(„Türkenlouis“), unbekannter
Maler, um 1720, Schloss Favorite
Zudem verlieh man Ludwig Wilhelm wegen seiner
militärischen Verdienste im Existenzkampf
gegen die Osmanen den Orden vom Goldenen Vlies. Nach den
Türkenkriegen kämpfte Ludwig Wilhelm als
Truppenkommandant des Kaiserreichs und des
Schwäbischen Reichskreises gegen die schon in den 1670er
Jahren ins Elsass und nach Lothringen
vorgestoßenen Franzosen, die dann auch Kehl und die
Reichsstadt Straßburg in ihre Hand bekamen.
Zum Markgrafen Ludwig Wilhelm habe ich eine ganz
besondere Beziehung. Sein Motto „ARDVA DETVRBANS
VIS ANIMOSA QVATIT“ - „Nur die beherzte Kraft
bezwingt das Schwierige“ - ist auch mein Wahlspruch und
immer dann hilfreich, wenn in einer schwierigen
Situation Entscheidungsfreude und
Tatkraft geboten sind.
— Bernhard Markgraf von Baden —
Die bedeutende Reichsfestung Philippsburg wurde
1688, gleich am Anfang des Pfälzerkriegs, von den Franzosen
genommen und diente diesen als wichtiges
Sprungbrett für die militärischen
Unternehmungen des „Sonnenkönigs“ am
Oberrhein, die in den Jahren 1688/1689 in der Zerstörung
Heidelbergs und seines Schlosses einen traurigen
Höhepunkt fanden, und auch in den Markgrafschaften
Baden-Baden und Baden-Durlach zu den schlimmen Zerstörungen
und Brandschatzungen von Pforzheim, Bruchsal, Durlach,
Ettlingen, Kuppenheim, Bühl und von Baden-Baden führten.
— Der Türkenlouis reitet am Abend
nach der Schlacht von Slankamen in das Zelt des sterbenden Mustafa Köprüllü,
1879, Kunsthalle Karlsruhe
Erschütternd für Ludwig Wilhelm war sicherlich nicht
nur das Ende des Pfälzerkriegs. Aber schon bald fand sich der
Türkenlouis wieder auf europäischen
Schlachtfeldern. Der Spanische Erbfolgekrieg
(1701-1714) führte ihn als Kommandierenden der
Reichstruppen an den Oberrhein, diesmal in einem Bündnis
zwischen Habsburgern, Preussen und Briten gegen das mit
Bayern verbündete Königreich Frankreich. Die im
Juli 1704 geschlagene Schlacht am Schellenberg wurde zwar
gewonnen, der Markgraf dabei aber verwundet, eine Wunde,
die nicht mehr verheilte und an der er schließlich am 4.
Januar 1707 in seiner noch nicht vollendeten
Residenz Rastatt verstarb. Sein Grabmal befindet
sich in der Stiftskirche in Baden-Baden. Das Herz Ludwig
Wilhelms wurde im Kloster Lichtenthal bestattet. Seine
Ehefrau, Markgräfin Sybilla Augusta,
übernahm nach seinem Tod die Regierung über die
Markgrafschaft Baden-Baden.
— #kap39 Fehlende Bildbeschreibung
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— #s4 Fehlende Bildbeschreibung
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— Plan der Stadt, des Schlosses und des Schlossgartens Ende 18. Jahrhundert
— Medaille auf den Frieden von Rastatt 1714
...dass das erste „deutsche Versailles” in Rastatt steht?
Für die Errichtung des Residenzschlosses der
Markgrafen von Baden-Baden in Rastatt waren der italienische
Architekt Domenico Egidio Rossi (1659-1715) und der
böhmische Baumeister Michael Ludwig Rohrer (ca.
1650-1715) verantwortlich. Bauliche Hauptelemente
waren ein dreigeschossiger Hauptbau, die
zweigeschossigen Nord- und Südflügel sowie die
Hofkirche. Das Schloss war das Zentrum des neuen Rastatt, das als
Festungsstadt mit gitterförmigen Grundriss
angelegt worden war und bis 1771 als Residenz der
Markgrafen von Baden-Baden diente. In der markgräflichen
Residenz wurde 1713/14 der Frieden von Rastatt
ausgehandelt, mit dem der Spanische Erbfolgekrieg
seinen Abschluss fand. Schloss Rastatt war die erste deutsche
Residenz, die nach dem Vorbild von Schloss Versailles bei Paris
konzipiert wurde.
— Residenzschloss Rastatt
— Markgräfin Sibylla Augustaim Hermelinumhang, anonym, um 1720
Sibylla
Augusta
Markgräfin von
Baden-Baden
Franziska Sibylla Augusta wurde am 21.
Januar 1675 in Ratzeburg als Tochter von Herzog
Julius Franz von Sachsen-Lauenburg und Maria Hedwig
Augusta von Pfalz-Sulzbach geboren und war eine der
begehrtesten Heiratskandidatinnen des
Reichs.
Eigentlich als Gemahlin für Prinz Eugen von Savoyen-Carignan
vorgesehen, dem anderen großen
Türkenbezwinger und Vetter Ludwig Wilhelms von
Baden-Baden, heiratete sie den Baden-Badener. Dass
Sybilla und Ludwig Wilhelm ein Paar wurden, lässt eine
persönliche Entscheidung der beiden vermuten, was in
dieser Epoche durchaus unüblich war, wurde doch vor allem
auf der Grundlage politisch-dynastischer und/oder
finanzieller Überlegungen
geheiratet. Ein rührender Brief der 16jährigen
Sybilla Augusta an ihren Großvater bejaht die
Vermutung einer ‚Liebesheirat‘: „Gestehe es aber
Euer Gnaden, das ich ein solche lib vor Ihm (d.i. Ludwig
Wilhelm) hab, die gewiss nicht grösser seyn khan und khan Euer Gnaden
nicht genug underdehnigen Dank sagen, das Sie haben
gnädigst erlauben wollen, das wir Einander haben, denn
wenn ich nur bey Ihm wehre, wehre ich das glücksehligste Mensch auf
der gantzen weld.“ Nach der Hochzeit 1690 residierten
Sibylla und Ludwig Wilhelm über Jahre in ständig
wechselnden Aufenthaltsorten, erst im Jahr 1705 zogen
sie in das neu errichtete aber noch nicht vollendete
Residenzschloss in Rastatt. In den Jahren 1694 bis 1706
gebar Sibylla neun Kinder (!), allerdings
überlebten nur drei das Kindesalter. Erst das jüngste
Kind, August Georg, wurde im Jahr 1706 in Rastatt geboren. Nach
dem Tod Ludwig Wilhelms im Jahr 1707 übernahm Sibylla mit
32 Jahren und in Stellvertretung für den
vierjährigen Erbprinzen Ludwig Georg Simpert die
Regierungsgeschäfte.
In kriegerischen Zeiten die Regentschaft
auszuüben, verlangte außerordentliche
politische Fähigkeiten. Sibylla zeigte
sich dem gewachsen, als kluge und selbstbewusste
Politikerin und umsichtige
Verwalterin. Die Markgrafschaft war desaströs
verschuldet. Den Wiederaufbau
insbesondere auch Rastatts förderte
Sibylla mit Einkünften aus ihrem böhmischen Erbe sowie
mit Privilegien und Steuervorteilen.
Sibylla besaß eine weitgefächerte Bildung und
eine innige Liebe für die bildenden Künste. Sie
unterstützte Schulen und andere
Bildungseinrichtungen, verschrieb sich
intensiv der Architektur und war eine große
Sammlerin. Bereits an der Seite Ludwig Wilhelms wirkte
sie am Bau des Residenzschloss Rastatt mit. Der von ihr
engagierte böhmische Baumeister Johann
Michael Rohrer errichtete für sie die
Sommerresidenz Schloss Favorite. Im Leben
Sibyllas spielte die Religion eine zentrale
Rolle. Sie folgte streng dem katholischen Glauben und
unterzog sich häufigen Wallfahrten und harten Bußen.
Ihre eigene Frömmigkeit war von Demut geprägt: In
religiösen Dingen wollte sie nicht als Landesfürstin,
sondern „als ein gemeines armes Bettelweib“
behandelt werden. Wenig Verständnis brachte sie dem
Protestantismus entgegen. 1727 übertrug sie die
Regentschaft ihrem Sohn Ludwig Georg. Sie selbst zog sich auf das
Ettlinger Schloss zurück, wo sie am 10. Juli 1733 starb.
— Die rückwärtige Gartenfassadevon Schloss Favorite mit der geschwungenen FreitreppeBildnachweis:Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Arnim Weischer
— Die Eingangsfrontvon Schloss FavoriteBildnachweis:Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Christoph Hermann
...dass Sibylla eine der kunstsinnigsten Sammlerinnen ihrer Zeit war?
Ebenfalls baden-badisch war das Lustschloss Favorite, ein
dreigeschossiger Bau des Spätbarocks, der im Jahr 1710
begonnen und im Verlauf der 1720er-Jahre fertiggestellt
wurde. Über eine zweigeteilte Freitreppe betritt man das
Hauptgebäude, das den großen Empfangs- und Speisesaal, den
kleinen Speisesaal, die Räume der Markgräfin und Regentin
in der Beletage mit Paradeschlafzimmer,
Spiegelkabinett und Spitzenzimmer umfasst. Dem
Schloss angegliedert war der Park mit Fasanerie und
Lustgarten, der ab 1787 in einen Englischen Garten
umgewandelt wurde. Favorite wurde nach der
Vereinigung der badischen Territorien (1771)
nur noch sporadisch genutzt.
Karl Wilhelm
Markgraf von Baden-Durlach
Karl Wilhelm wurde am 17. Januar 1679 als Sohn des
Markgrafen Friedrich VII. Magnus von Baden-Durlach und
Augustas von Schleswig Holstein-Gottorf in Durlach
geboren (Geburtstagsdatum nach Umstellung
auf den gregorianischen Kalender 27. Januar,
seit 1700 auf den 28. Januar verlegt, um den Geburtstag am
Namenstag feiern zu können). Er heiratete im Jahr
1697 Magdalena Wilhelmine von Württemberg,
mit der er drei Kinder hatte. Der Erbprinz studierte in
Utrecht, Genf und Lausanne und unternahm Kavaliers- und
Bildungsreisen nach England, Schweden und
Italien. Nach Eintritt in den Militärdienst 1694
diente Karl Wilhelm im Spanischen Erbfolgekrieg
(1702-1709), aufgrund der dabei erreichten Verdienste
wurde er zum Generalfeldmarschallleutnant
erhoben. Nach dem Tod des Vaters übernahm er im Jahr 1709 die
Regierungsgeschäfte.
— Markgraf Karl-Wilhelm
Aus: August Lafontaine, Tabellarische Geschichte der durchlauchtigsten Badischen
Fürsten, 1838
Nach Kriegsende plante Karl Wilhelm gemäß dem Exempel
anderer absoluter Fürsten die Errichtung
eines neuen Schlosses, auch um den beengten
Dimensionen seiner Residenz in Durlach zu
entgehen. Am 17. Juni 1715 wurde im Hardtwald der Grundstein für
den Bau des Schlossturms und die neue Residenz
"Carolsruhe" gelegt. Der Legende nach soll sich der
Markgraf an der Stelle des späteren Schlossturms
ausgeruht haben und dabei von seiner zukünftigen
Residenz geträumt haben. Gleichzeitig stiftete
Karl-Wilhelm den badischen Hausorden Fidelitas.
Durch einen Privilegienbrief wurden die
Ansiedlung einer Bewohnerschaft sowie Handel und
Gewerbe gefördert. Außerdem wurden
Gewissensfreiheit und Religionsausübung
verbrieft. Als Karl Wilhelm starb, lebten in Karlsruhe rund
2700 Einwohner. Nach dem Plan Karl Wilhelms ging die
Straßenführung fächerartig, vom 60 Meter hohen
Schlossturm nach Süden aus. Diese genormt-geometrische Planung
führte zur noch heute geläufigen Bezeichnung
Karlsruhes als Fächerstadt, die schließlich zum
Vorbild der Stadtanlage für Washington wurde. Karl
Wilhelm sorgte für eine
verantwortungsbewusste Beamtenschaft,
die sich rasch zu einer unersetzbaren Säule Badens
entwickelte, Korruption und
Unterschlagung wurde durch harte Strafandrohungen
bekämpft. Ein sparsamer Wirtschaftskurs sollte den
Haushalt entlasten und zu dessen Sanierung
beitragen.
— KarlsruheProspekt, Stich nach Christian Thran, 1739
— Schloss Durlach (Karlsburg)P. Wagner nach dem Plan von Dominikus Aegid Rossi, 1698
Kartoffel- und Tabakanbau ergänzten das
Fundament der badischen Landwirtschaft, neue
Manufakturen wurden eingerichtet, das
Straßen - und Verkehrsnetz modernisiert. Karl
Wilhelm leistete sich eine Reihe von Vorlieben,
darunter besonders die Botanik. Er sammelte
exotische Bäume und Blumen, besonders Tulpen
hatten es ihm angetan, die er in seinen
Tulpenbüchern katalogisieren ließ. Der
Markgraf lebte von seiner im Schloss Durlach
residierenden Gattin getrennt,
lebenslustig wie Karl Wilhelm war, erfreute er sich in
seiner neuen Residenz unter anderem an seinem
Ensemble aus talentierten
Schauspielerinnen. Der Tod fand ihn am 12. Mai 1738 beim
Gärtnern im Schlossgarten. Karl Wilhelm wurde in der
Konkordienkirche beigesetzt. Nachdem diese im
Jahr 1807 abgerissen worden war, wurde im Jahr 1825 über der
Grabgruft des Stadtgründers eine steinerne
Pyramide errichtet, bis heute das Wahrzeichen der
Stadt.
— KarlsruheSchloss von der Parkseite, um 1900
— Fidelitas-Orden
(Hausorden der Treue), Ordenskreuz des Ordensstifters Markgrafen Karl Wilhelm in
Brillanten, um 1720
— Markgraf Karl WilhelmJohann Ludwig Kiesling, nach Johann Rudolf Huber (1775/1711)
...dass es im Karlsruher Schlosspark einen Platz gibt, an dem Sie den Traum des Markgrafen
nachträumen können?
Der aus Bronze gegossene Sessel des Markgrafen ist ein
Denkmal für den Stadtgründer von Karlsruhe, Markgraf Karl
Wilhelm von Baden. Gestiftet vom Haus Baden wurde der Sessel von dem
Offenburger Künstler Stefan Strumbel und am 17. Juni 2015 aus
Anlass des 300. Geburtstags der Stadt Karlsruhe im
Schlossgarten vor großem Publikum enthüllt. Ganz bewusst
handelt es sich nicht um ein typisches Fürstendenkmal.
Vielmehr weist die Skulptur zahlreiche Anspielungen auf.
Der Sessel erwächst aus einem Baumstumpf, der auf
unterschiedliche Aspekte hindeutet: Auf den
Gründungsort Karlsruhes im Hardtwald, wo sich Karl Wilhelm
ausruhte und die Gründung seiner Residenz träumte. Auf
die Wurzeln des Hauses Baden in Karlsruhe. Auf den heutigen
Familienmittelpunkt Salem, von wo der Baumstumpf, der für
den Guss die Vorlage bot, stammt. Der Sessel soll an einen Fürsten
erinnern, der seiner Gründung Religionsfreiheit
brachte, den Staatshaushalt sanierte, Audienzen für
das Volk einführte und leidenschaftlicher Förderer
der Künste war. Er ist aber auch eine Einladung an alle Karlsruher,
Platz zu nehmen, zu träumen und nachzudenken über
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Die Rückseite des Sessels trägt die Stifterinschrift:
„Karl Wilhelm zum Andenken. Der Stadt zum 300. Geburtstag. Die
Markgrafen von Baden. 17. Juni 2015“
— Medaille auf die Grundsteinlegungfür das Karlsruher Schloss, nach 1720
— Sessel des MarkgrafenStefan Strumbel, 2015, Schlosspark Karlsruhe
— Der Marktplatz von Karlsruhe im Jahr 1828mit der Grabpyramide Markgraf Karl Wilhelms. Lithographie von Karl Müller nach L. Heiss.
1728
Karl Friedrich,
Markgraf und
Großherzog von Baden
Karl Friedrich erblickte am 22. November 1728 in
Karlsruhe das Licht der Welt. Nach dem frühen Tod seines
Vaters, des Erbprinzen Friedrich, im Jahr 1732 wurde Karl
Friedrich von seiner württembergischen Großmutter
Magdalene in Durlach erzogen. Seine höhere
Ausbildung erhielt er in den Jahren 1743 bis 1745 in
Lausanne, danach ging er auf Bildungs- und
Kavalierreise nach Frankreich und in die
Niederlande. Bei seinem Amtsantritt war Karl
Friedrich gerade einmal zehn Jahre alt, und so übernahm er
die eigentliche Regentschaft als Markgraf von
Baden-Durlach erst 1746, nachdem der Kaiser ihn als mündig
erklärt hatte.
— Gedenkstein in Eutingen zur Aufhebung der Leibeigenschaft unter Markgraf Karl Friedrich, 1783
— Markgraf Karl Friedrich Philipp Jakob Becker, um 1790
Durch weitere Reisen öffnete sich Karl Friedrich
gegenüber den geistig-kulturellen Tendenzen der Epoche.
Nach der ersten Eheschließung 1751 mit Karoline Luise
von Hessen-Darmstadt wohnte er im Karlsruher Schloss, das nun als
Steinbau ausgeführt wurde. Karl Friedrich verstand sich als
absoluter Fürst, als aufgeklärter Regent zum
Wohle des Volkes. Im Jahr 1767 schaffte er die Folter als
sinnlose Methode und später, 1783, außerdem die
Leibeigenschaft ab. Er strengte auf vielen Feldern
Reformprojekte an, von der Landerschließung über
Hochwasserschutz durch Kanalbauten und
Unternehmensförderung bis zur
Modernisierung des Schulsystems, letztlich zum
Ausbau und zur Optimierung von Landwirtschaft,
Handel und Gewerbe. Die Beamten erhielten eine
feste Besoldung, Korruption und Amtsmissbrauch
wurden mit strengen Strafen verfolgt, was schließlich zu
einer erkennbar effizienterer
Verwaltung führte. Durch eine sparsame Hofhaltung
konnte Karl Friedrich die Staatsschulden spürbar
verringern. Dennoch erwarb sich der Hof dank des regen
geistigen und kulturellen Interesses des
Fürstenpaares den Ruf eines „Musenhofs“, an dem
hervorragende Zeitgenossen wie Voltaire,
Klopstock, Herder und Goethe verkehrten. Nach dem Tod
Karoline Luises heiratete er im Jahr 1787 Luise
Geyer von Geyersberg, spätere Reichsgräfin von
Hochberg, mit der er fünf Kinder hatte.
— Markgraf Karl FriedrichPhilipp Heinrich Kisling zugeschrieben, 1746
In der langen, 65-jährigen Regentschaft von Karl Friedrich
verzehntfachten sich Fläche und
Bevölkerungszahl seiner Markgrafschaft. Er erbte
im Jahr 1771 die Markgrafschaft Baden-Baden, wodurch die 1535
erfolgte Teilung der badischen
Markgrafschaften ihr Ende fand. Die Einbindung des neuen
katholischen Landesteils erfolgte nach
seinem Wahlspruch „moderate et prudenter“, also
mit Maß und Vernunft. Als Konsequenz
napoleonischer Politik kam es nach den
Verlusten linksrheinischer badischer
Gebiete im
Reichsdeputationshauptschluss 1803 mit der
Ernennung von Karl Friedrich zum Kurfürsten zu großen
Landzuwächsen (rechtsrheinische Pfalz,
säkularisierte Klöster, darunter das
Zisterzienserkloster Salem am Bodensee, und
Reichsstädte). In den Jahren 1805/1806 kamen der bis dahin
vorderösterreichische Breisgau und ein
Großteil des Fürstentums Fürstenberg an Baden, Karl
Friedrich wurde zum Großherzog erhoben. Für die
Residenzstadt Karlsruhe und die badische
Landesveraltung bedeuteten diese Entwicklung
eine erhebliche Aufwertung. Zudem erfuhr
Karlsruhe durch Friedrich Weinbrenner eine erste
Erweiterung im klassizistischen Stil. Der
Großherzog starb in seiner Residenz Karlsruhe am
11. Juni 1811. Von der badischen Bevölkerung war Karl
Friedrich hochverehrt, bereits zu seinen
Lebzeiten errichtete man Denkmäler im Land,
allein in Karlsruhe wurden drei Monumente
errichtet (Schlossplatz, Erbprinzengarten,
Hardtwald).
Karoline
Luise
Markgräfin von
Baden-Durlach
Die Tochter des Landgrafen Ludwig VIII. von Hessen-Darmstadt
und der Charlotte Christiane von Hanau-Lichtenberg wurde am 11.
Juli 1723 in Darmstadt geboren. Karoline Luise
genoss eine vorzügliche Erziehung, infolge
derer sie fünf Sprachen erlernte, sich außerdem
intensiv den Naturwissenschaften
widmete und sich zeit ihres Lebens für Kultur und Kunst
interessierte. Die Markgräfin besaß einen Ruf als
große Kunstsammlerin und war zudem eine begabte
Zeichnerin. Aus ihrer glücklichen Ehe mit Karl Friedrich,
die im sie im Jahr 1751 geschlossen hatte, entstammten drei
Söhne.
K
— Karoline Luise
mit ihren beiden ältesten Söhnen Karl Ludwig und Friedrich, Joseph Melling, 1757
— Markgräfin Karoline Luise mit dem Pflanzenbuch Joseph Wolfgang Hauwiller, um 1774/75
Ihr unbändiger Wissensdrang, ihre
aufgeklärte Geisteshaltung und ihr Kunstsinn,
gepaart mit einem ausgeprägten
Verantwortungsgefühl, versetzen uns heute
noch in Erstaunen. Sie ist und bleibt ein Vorbild.
— Bernhard Markgraf von Baden —
Das Fürstenpaar entwickelte das Karlsruher
Schloss zum berühmten ‚Musenhof‘, an dem Voltaire,
Herder, Klopstock, Goethe, Gluck, Wieland, Lavater und
Linné entweder zu Gast oder Partner ausgedehnter
Briefwechsel waren. Karoline Luise wurde von den
Zeitgenossen aufgrund ihrer ausgeprägten
wissenschaftlichen und künstlerischen
Ambitionen als "Hessische Minerva" oder
"Vielwisserin und Vielfragerin von Baden"
benannt. Ihre Gemäldesammlung bildete das
Fundament für die Staatliche Kunsthalle
Karlsruhe. Die botanischen, zoologischen und
mineralischen Interessen der Markgräfin
führten zum Ankauf von Sammelobjekten, die
wiederum die Grundlage für das heutige
Staatliche Museum für Naturkunde in
Karlsruhe darstellten. Karoline Luise
unternahm ausgedehnte Bildungsreisen nach
Italien, in die Niederlande und mit ihrer Familie
nach Paris. Ebendort verstarb die Markgräfin am 8. April 1783
während einer Parisreise. Tief erschüttert
empfing Karl Friedrich die Nachricht vom Tod seiner Gattin.
„Mein Verlust“, schrieb er an Mirabeau, „ist auf dieser Welt
unersetzlich. Nur die Ergebung in den Willen
Gottes und seine unendliche Güte, die mich hoffen läßt, daß
meine Gattin, meine theuerste Freundin, für alle Ewigkeit
glücklich ist, vermag mich aufrecht zu erhalten und mir
Kraft zu verleihen, mein Leid zu tragen“. Karoline
Luise fand ihre letzte Ruhe in der Familiengruft in
Pforzheim.
— Allegorie auf die Wiedervereinigung der beiden Markgrafschaftendurch die Markgrafen Karl Friedrich von Baden-Durlach und August Georg von Baden-Baden, Joseph
Melling, 1771.
1792
Wilhelm
Markgraf von Baden
Wilhelm wurde am 8. April 1792 als Reichsgraf von Hochberg als
zweiter Sohn aus der zweiten Ehe von Großherzog Karl
Friedrich und Luise Karoline von Hochberg in
Karlsruhe geboren. Schon in jungen Jahren im
soldatisch-militärischen Dienst wurde er im Jahr 1809 zum Adjutanten
des Marschalls Masséna in Napoleons Armee im Krieg gegen
Österreich. Ab 1812 stand er der badischen Brigade im
Russland-Feldzug Napoleons vor. Von diesem Marsch kamen nach
schwersten Kämpfen gerade rund 500 von ursprünglich
fast 7000 Mann zurück. Über diesen Feldzug verfasste der
Markgraf einen lesenswerten Bericht, der unter dem Titel
„Denkwürdigkeiten“ gedruckt wurde. Im Jahr 1832 wurde
Wilhelm Kommandeur des badischen Korps innerhalb
der Bundesarmee. Zwei Jahre zuvor hatte er mit Elisabeth
von Württemberg die Ehe geschlossen, aus der vier Kinder
hervorgingen. Der im Jahr 1815 abgehaltene
Wiener Kongress, wohin Markgraf Wilhelm persönlich
gereist war, und das badische Hausgesetz brachten die
Anerkennung der jüngeren Hochberg-Linie ab 1817.
— Ständehaus Karlsruheder erste Parlamentsneubau in Deutschland, beherbergte von 1822 bis 1918 die
Badische Ständeversammlung
— Ständehaus und katholische Stadtkirchevon J. Pozzi, um 1850
— Salemnach einem Aquarell von J.J. Sperli, 1824
— Polytechnische Schule in Karlsruhe1825 als erste technische Hochschule in Deutschland gegründet, heute KIT
Nach dem Tod Großherzogs Ludwig (Sohn aus 1. Ehe) war Wilhelms
Bruder Leopold erster Großherzog der Hochberg-Linie auf
dem Badischen Thron. Der als verantwortungsvoll und
pflichtbewusst geltende Wilhelm war von 1819 bis 1858
Präsident der 1. Kammer der Badischen
Ständeversammlung. Außerdem diente er über viele
Jahre als Präsident des landwirtschaftlichen
Vereins des Großherzogtums. In der
landwirtschaftlichen Modernisierung
Badens erkannte Wilhelm ein bedeutendes
Entwicklungsfeld, das er mit großer Fachkenntnis und
Engagement vorantrieb, indem er
beispielsweise Mustergüter aufbaute und nach
jeweils neusten Methoden bewirtschaften ließ.
Zudem machte er den Wein- und Landwirtschaftsbetrieb am
Bodensee (Schloss Salem, Schloss Kirchberg)
konkurrenzfähig, indem er neuste agrarische
Erkenntnisse und weinbaurelevante
Innovationen durchsetzte. Markgraf Wilhelm
wirkte aber nicht nur in ökonomischer Hinsicht
vorbildhaft, auch kulturell-politisch war er aktiv: Er war einer der
Gründer des Badischen Kunstvereins in Karlsruhe
und erhielt neben der Mitgliedschaft im Fidelitas-Orden
zahlreiche Auszeichnungen wie die ranghöchste,
die Frankreich zu vergeben hat, die Légion d’honneur, die
Napoléon dem Markgrafen verlieh. Wilhelm starb am 11.
Oktober 1859 in Karlsruhe.
Friedrich I.
Großherzog von Baden
Friedrich erblickt am 9. September 1826 in Karlsruhe
das Licht der Welt. Der Sohn von Großherzog Leopold und Sophie
von Schweden erhielt eine vorzügliche Erziehung
und eine militärische Ausbildung. Friedrich
studierte in Heidelberg und Bonn Geschichts- und
Staatswissenschaften. Nach dem Tod des Vaters übernahm
er im Jahr 1852 für seinen älteren, psychisch
erkrankten Bruder Ludwig die Regentschaft und im Jahr
1856 als Großherzog auch die Regierung. Im Jahr 1856
ehelichte er Luise von Preußen, Tochter des späteren
Königs von Preußen und ersten Deutschen Kaisers
Wilhelm I., mit der er drei Kinder hatte.
— Großherzog Friedrich I.
Original: Richard Lauchert, 1859, aus: Ausstellungsband: Badische
Fürstenbildnisse, 1908
Politisch war Friedrich geprägt vom liberalen
Gedankengut seiner universitären
Lehrer, wobei er Integration und
wirtschaftliche Entwicklung als wesentliche
Zielmarken seiner Politik setzte: Mit den
tiefgreifenden und von der liberalen
Landtagsmehrheit getragenen Reformen von
1860 entwickelte sich Baden zum „Musterländle“. Das
Jahr 1862 führte zur Gewerbefreiheit und zur
endgültige Gleichstellung der Juden sowie zur
Amnestie für die Revolutionäre von 1848/49. In
den Jahren 1863/64 wurde eine Verwaltungsreform
umgesetzt und der Verwaltungsgerichtshof
geschaffen. Später, im Jahr 1904, wurde das gleiche und
direkte Wahlrecht für alle Männer eingeführt. Im
Prozess des seit den 1850er-Jahren auflodernden sog.
badischen Kulturkampfes wurden staatliche
Rechte im Bereich der Schulaufsicht, der
Theologenausbildung und der
Ordenstätigkeit sowie die Einführung der
Simultanschule an Stelle der
Konfessionsschulen und die Zivilehe
durchgesetzt. Friedrich I. unterstützte die
Einheit Deutschlands unter der Ägide eines liberalen
Preußens an. Bei der Reichsgründung 1871 übernahm er die
Vermittlerrolle zwischen seinem
Schwiegervater und Otto von Bismarck und
proklamierte das erste Hoch auf den deutschen Kaiser im
Spiegelsaal von Schloss Versailles aus.
— Erbgroßherzog Ludwig und Prinz FriedrichJohann Grund, 1841
— Großherzog Friedrich I.
— Großherzog Friedrich I. auf dem Manöverfeld, 1899
— Großherzog Friedrich und Großherzogin Luise
— Großherzog Friedrich I.auf einem Spaziergang in Baden-Baden
In besonderem Maße setzte sich Friedrich für
Wissenschaft und Kunst ein: Im Jahr 1854 wurde die Kunstschule
für die Ausbildung von Malern (Akademie der
bildenden Künste) unter der Leitung von Johann Wilhelm
Schirmer gegründet und das in der Folge so produktive
neue Hoftheater eingeweiht. Das
Polytechnikum wurde 1865 zur Hochschule
erhoben, die sich Jahrzehnte später dem
Großherzog zu Ehren Fridericiana nannte (1902).
Im Jahr 1884 kam es zur Gründung des Konservatoriums
für Musik, der Hochschule für Musik. Schon zehn Jahre zuvor wurde ein
neues Sammlungsgebäude (das spätere
Naturkundemuseum) am Friedrichsplatz
eingeweiht (1873), in das die nun für die Öffentlichkeit
zugängliche Hofbibliothek integriert wurde.
Letztlich war Großherzog Friedrich der Urheber der so
fruchtbaren und berühmten badischen
Universitätswelt. Für den auch in Baden wachsenden
Antisemitismus zeigte Friedrich I., der mit
Moritz Ellstätter den ersten jüdischen
Finanzminister ernannt hatte und außerdem mit
Theodor Herzl in Kontakt stand, keinerlei Verständnis.
Der Großherzog verstarb am 28. September 1907 Insel
Mainau. Die Bevölkerung beging die
Trauerfeierlichkeiten und die Bestattung von
Friedrich I. in der Grabkapelle (Mausoleum) im
Fasanengarten mit größter Anteilnahme. Man
benannte den Friedrichsplatz in Karlsruhe nach ihm und
auch die Friedrichschule in Durlach trägt seit 1913 seinen
Namen.
Luise
Großherzogin
von Baden
Luise wurde 3. am Dezember 1838 in Berlin geboren. Sie war
die Tochter von Prinz Wilhelm von Preußen, dem späteren
Kaiser Wilhelm I., und Prinzessin Augusta von
Sachsen-Weimar-Eisenach. Außer dem standesgemäßen
Privatunterricht war ausdrücklich die
Vermittlung der "fürstlichen Tugend" einer
karitativen Tätigkeit Erziehungsziel.
Tatsächlich wurde die Sorge für Andere und
Hilfsbedürftige zu einem wesentlichen
Lebensprinzip Luises: „Nicht wahr, wenn Sie noch
jemanden wissen, dem ich helfen kann, so sagen Sie es mir“, so
die Großherzogin zu ihrem Arzt noch an an ihrem Todestag.
Luise wurde bald zum Inbegriff einer Landesmutter: Sie rief
mit dem Badischen Frauenverein im Jahr 1859 eine
Hilfsorganisation als Vorläufer der
Rotkreuzschwesternschaft ins Leben.
L
— Großherzogin LuiseOtto Propheter, 1910
Der Frauenverein beschränkte sich nicht nur, wie
damals üblich, auf Damen der Oberschicht, in ihm waren Frauen
aus allen Kreisen tätig, insbesondere für die
Ausbildung von Krankenschwestern. Dieses
Tätigkeitsfeld wurde mit der Genfer Konvention
abgestimmt, die das Großherzogtum als eines der ersten
Länder überhaupt schon im Jahr 1864 ratifizierte.
Politisch wachsam, nahm Luise oft an Audienzen des
Großherzogs teil und machte dabei ihren
unbestrittenen Einfluss auf den Großherzog
geltend. Ein politischer Höhepunkt auch für die
Großherzogin war die bedeutende Rolle, die
Friedrich bei der Reichsgründung im Jahr 1871 einnahm. Ein annus
horribilis für Luise war hingegen das
Dreikaiserjahr 1888, in dem sie nicht nur ihren erst 22-jährigen
Sohn Ludwig, sondern auch ihren Vater, Wilhelm I., und ihren
Bruder Friedrich III. verlor. Nach dem Tod des Großherzogs
im Jahr 1907 behielt Luise das Schloss in Karlsruhe als
Residenz. Im November 1918 erlebte sie in
Karlsruhe das Ende der Monarchie. Vor der Gefahr eines
Aufstandes flüchtete sie mit ihrem Sohn, Großherzog
Friedrich II., und seiner Familie sowie ihrer als Beistand
herbeigeeilten Tochter Victoria, der
Königin von Schweden. Ab dem Jahr 1919 lebte sie im Schloss in
Baden-Baden, wo sie am 23. April 1923 starb. Die hochverehrte
einstige Landesmutter wurde bei ihrem Mann und Sohn im
Mausoleum in Karlsruhe beigesetzt.
— Großherzogin Luise im LazarettOriginal: Ferdinand Keller, 1917
— Großherzogin Luise
— Kaiserproklamation Wilhelms I. in Versailles am 18. Januar 1871Großherzog Friedrich bringt das erste Hoch auf den Kaiser aus. Anton von Werner, 1885
1867
Prinz Max
von Baden
Als Sohn eines nicht regierenden Prinzen konnte sich Prinz
Max in seiner Jugend verhältnismäßig frei von
höfischen Zwängen bewegen. Nach dem Studium in
Freiburg, Heidelberg und Leipzig hatte er zwar den
ungeliebten Militärdienst zu
absolvieren, konnte aber auch in andere Welten
ausweichen: ins hochalpine Wandern, in die Musik – vor
allem in Bayreuth – und in dem Kreis um den Theologen
Johannes Müller, in dem er auch liberale und
sozialdemokratische
Gesprächspartner fand. 1900 heiratete er
Prinzessin Marie Louise von Hannover. Durch die
Kinderlosigkeit seines Vetters, Großherzogs
Friedrich II. von Baden, rückte Prinz Max in die Rolle eines
Thronfolgers auf; bei der Geburt des Sohnes Berthold (1906)
schien die badische Dynastie wieder gesichert.
— Prinz und Prinzessin Maxum 1900
— Großherzog Friedrich II. und Großherzogin Hilda1910
— Prinz Max am Schreibtisch
Im Ersten Weltkrieg konzentrierte sich Prinz Max auf
Hilfen für Kriegsgefangene in den Lagern der
Deutschen und der Alliierten; als Protektor des
badischen Roten Kreuzes war er am
Gefangenenaustausch mit Frankreich über die Schweiz
beteiligt. Politisch auf der Linie des Kanzlers
Bethmann Hollweg, hielt er nach dessen Sturz im Juli 1917 eine
eigene Kanzlerschaft für möglich; er wollte vor allem
den uneingeschränkten U-Boot-Krieg, eine neue
Offensive im Westen und die Kriegsziele der
Alldeutschen verhindern, um zu einem
Verständigungsfrieden zu gelangen. Als er am 3.
Oktober 1918 von Kaiser Wilhelm II. zum Reichskanzler
ernannt wurde, hatte er jedoch nur noch die Aufgabe, die
Alliierten um Waffenstillstand zu bitten.
Außenpolitisch ohne Spielraum, erleichterte
die Regierungsreform unter Prinz Max – Mitwirkung der
Parteien, Verantwortlichkeit des Kanzlers
gegenüber dem Reichstag – dann aber den Übergang zur
Demokratie. Gemeinsam mit Friedrich Ebert (SPD)
versuchte Prinz Max die Monarchie wenigstens als
Staatsform zu erhalten; die Proklamation der
Abdankung des Kaisers (gegen dessen Willen) und der
eigene Rücktritt zugunsten Eberts wurden mit der
Ausrufung der Republik durch Philipp Scheidemann
gegenstandslos. Nach dem Krieg bestimmte vor allem der
Kampf gegen die harten Friedensbedingungen das
Denken des Prinzen. In der „Heidelberger
Vereinigung“ von 1919 versammelte er für kurze Zeit
eine geistige Elite um sich, deren Spektrum von
linksliberalen Pazifisten bis zu
Konservativen reichte. Mit der Gründung der
Salemer Reformschule 1920 wollten Prinz Max und sein
Sekretär Kurt Hahn auch ein Bollwerk gegen
Disziplinlosigkeit und ethische Verrohung
errichten. Der Abscheu vor linkem und rechtem
Extremismus ließen Prinz Max an der
Abwehrfähigkeit der bürgerlichen
Parteien zweifeln; 1923 empfahl er Ebert eine
Präsidialdiktatur. Für die
Nationalsozialisten wurde er auch wegen
jüdischer Lehrer und Schüler in Salem zur Zielscheibe.
Ein letztes Mal trat er mit dem Band „Erinnerungen und
Dokumente“ 1927 an die Öffentlichkeit, um das
Trauma seiner Generation, den Zusammenbruch
von 1918, möglichst quellennah zu beschreiben.
Es ist die Gründung der Schule Schloss Salem nach der
Katastrophe des Ersten Weltkriegs, die ein helles
Licht auf den Charakter, auf die Haltung des Prinzen wirft.
Es stand für Prinz Max außer Frage, dass eine Erneuerung, ein
zukünftiges Gedeihen seines
Vaterlandes nur über die Erziehung und Bildung der
Jugend, dem Fundament jeder Gesellschaft,
gelingen würde. Eine geradezu zeitlose
Analyse…
— Bernhard Markgraf von Baden —
— Prinz Maxin den 1920er Jahren
— Prinz Maxin Gardekürassieruniform
Markgraf
Berthold
von Baden (1906-1963)
Der Prinz erlebte Kindheit und erste Schuljahre in
Karlsruhe. Mit dem Ende der Monarchie, im Jahr 1918,
übersiedelte die Familie ganz nach Salem, das bis dahin nur
im Sommer bewohnt worden war. In der 1920 gegründeten
Schloss-Schule erhielt Berthold bald das „Wächteramt“, eine
Vertrauensstellung, aus der lebenslange
Freundschaften entstanden. An das Abitur an der
Konstanzer Oberrealschule schloss sich 1926 das
Studium der Nationalökonomie in Freiburg an.
Bei Semestern in Oxford 1927/28 und einer Reise in die USA nahm der
Prinz die Kontakte auf, die vor allem für seinen Vater und Kurt Hahn
bestimmend gewesen waren; sie prägten wesentlich
sein Verhältnis zu England während des
Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit.
Die Semester in Berlin 1929/30 wurden durch den Tod des
Vaters im November 1929 unterbrochen.
1931 heiratete er Prinzessin Theodora von
Griechenland. Angeregt von Kurt Hahn versuchte
Markgraf Berthold in der Tradition seines Vaters,
während der Regierungen Brüning und Papen
vorsichtig politischen Einfluss zu nehmen. Damit
geriet er schon vor 1933 auf die Zielscheibe der
Nationalsozialisten. Als Kurt Hahn 1933 als
Salemer Schulleiter verhaftet wurde, bemühte
sich Berthold vergeblich um seine
Rehabilitation. Zu dem nach England
emigrierten Hahn hielt er weiter Kontakt, ebenso zur
Bekennenden Kirche. Um den Schulbetrieb in der Hand
halten zu können, schloss der Markgraf Kompromisse mit
den Parteigrößen am Bodensee und in Karlsruhe;
deren Versuche, ihn zum Parteibeitritt zu
bewegen, lehnte er ab.
Seit 1934 Reserveoffizier, trat er 1937 in den
aktiven Militärdienst beim
Kavallerieregiment 18. Im Juni 1940 wurde er in
Frankreich verwundet und behielt daraus eine
Knieversteifung. In Salem konnte er die Übernahme der
Schulleitung durch einen Staatskommissar 1944 nicht
verhindern, ermöglichte aber vielen
Evakuierten und Flüchtlingen die Unterkunft im
Schloss. Wegen seines Ansehens bei den
Besatzungsbehörden konnte der Markgraf die
Salemer Schule noch 1945 wiedereröffnen. Am
Bodensee und in Baden-Baden engagierte er sich nach den
Erfahrungen der Diktatur vor allem beim
Wiederaufbau des gesellschaftlichen Lebens.
1933 in Schloss Salem geboren, wuchs der Sohn des Markgrafen
Berthold und der Markgräfin Theodora, Prinzessin von
Dänemark und Griechenland, als Erbprinz im
Bodenseegebiet heran. Nach dem Ende des II. Weltkrieges
besuchte Max das Internat Gordonstoun in Schottland,
wo der im Dritten Reich landesverwiesene und
emigrierte Dr. Kurt Hahn wirkte. In Gordonstoun wurde er nach
den Erziehungsprinzipien der von seinem
Großvater Prinz Max von Baden 1919 gegründeten Schule Schloss
Salem erzogen.
1966 heiratete Markgraf Max Erzherzogin Valerie
von Österreich. Das Paar bekam vier Kinder und vier
Enkelkinder.
Mit dem frühen Tod des Markgrafen Berthold übernahm er nicht nur
die Funktion als Familienchef, sondern auch die
Leitung der Markgräflich Badischen Verwaltung. Mitte der
sechziger Jahre gab Markgraf Max dem Weinbau am Bodensee einen
wichtigen Impuls, indem er eine der wichtigsten Lagen des
historischen und heutigen Weinguts, die Birnauer
Kirchhalde neu bestocken ließ. Bis dahin wurden die
heutigen Rebflächen für Jahrzehnte als Weidegrund
genutzt und waren mit Obstbäumen bestanden. Damit legte er
zugleich einen wichtigen Grundstein für das heutige
Weingut „Markgraf von Baden“.
Die seit den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts
eingeleitete Industrialisierung und
Internationalisierung der markgräflichen
Unternehmensgruppe neben dem land- und
forstwirtschaftlichen Kernbetrieb kamen allerdings
Ende der achtziger Jahre ins Stocken und führte schließlich zu
erheblichen Verlusten.
Markgraf Max übernahm die persönliche Verantwortung
und leitete eine umfangreiche Sanierung ein. Mit einem
neuen Management und der Trennung von bedeutenden
persönlichen Besitztümern konnten die
markgräflichen Unternehmen wieder
stabilisiert werden. In diesem Zusammenhang kam es
unter anderem 1995 zu einer Auktion der markgräflichen
Sammlungen in Baden-Baden und im Anschluss zur Veräußerung
des dortigen Schlosses.
— Markgräfin Valerie und Markgraf Max
Im Jahr 1998, anlässlich seines 65. Geburtstages, übergab
Max dem damaligen Erbprinzen Bernhard die
wirtschaftliche Verantwortung für die Markgräflich
Badische Verwaltung und übertrug ihm schließlich im Sinne der
traditionellen Erbfolge den Grundbesitz.
Markgraf Max empfand stets eine große Verantwortung für das
Gemeinwohl und engagierte sich in vielen Funktionen
im Land Baden-Württemberg. Er war Mitglied in über 60 Vereinen und
Verbänden. Über mehrere Legislaturperioden
war der Markgraf Mitglied der Synode der Badischen
Landeskirche. Besonders lag ihm das Rote Kreuz am Herzen.
Zuletzt war er Ehrenmitglied im Kreisvorstand des
DRK-Bodenseekreises.
Nach seiner aktiven Bundeswehrzeit diente er weiter
bis 1990 als Reserveoffizier, zuletzt im Rang eines Oberst.
Sein hohes soziales Verantwortungsgefühl zeigte sich
auch in dem 1982 von ihm gegründeten Verein „GermanAid
Baden“, einer gemeinnützigen Organisation zur
Unterstützung von hilfsbedürftigen Flüchtlingen
in der Dritten Welt. Hier erwarb er sich insbesondere
Verdienste um äthiopische Flüchtlinge im Sudan.
Die Denkmalpflege und der Erhalt des historischen Erbes
lagen ihm besonders am Herzen. Stellvertretend für dieses
Engagement sei die umfassende Sanierung von Schloss
und Münster in Salem genannt, die unter schwersten
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in einem
Zeitraum von rund 20 Jahren durchgeführt wurde. Für Markgraf Max
war es eine Beruhigung, im Jahr 2009 die Einigung zwischen dem
Haus Baden und dem Land Baden-Württemberg begleiten zu können. Der
schließlich erreichte Rechtsfrieden und die
langfristige Absicherung von Schloss Salem
bedeuteten ihm sehr viel.
Der Markgraf führte einen bescheidenen und
zurückgezogenen Lebensstil. Er war frei von Dünkel
und pflegte gute Kontakte zu den Menschen seiner Heimat. Er
hatte immer ein offenes Ohr für Menschen in Not, für Menschen, die ihn
um Hilfe baten. Markgraf Max verstarb am 29. Dezember 2022 auf Schloss Salem.
— Weinberg Birnauer Kirchhaldeund Wallfahrtskirche am Bodensee
— Markgraf Max und Erbprinz Bernhard
— Markgraf Max und Markgräfin Valerie, Dr. Lang vor Laster mit Hilfslieferung German Aid Baden